Donnerstag, 20. Dezember 2012

dem Faszinosum Weihnachtsbaum auf der Spur! Teil2








Vielleicht ist es der Baumschmuck, der die Herzen höher schlagen lässt, hier mal die Variante fürs geneigte Fahrrad-Herz.

Dienstag, 18. Dezember 2012

dem Faszinosum Weihnachtsbaum auf der Spur! Teil 1


WEIHNACHTSBÄUMEO Lampenbaum!

Du leuchtest nur zur Weihnachtszeit, selbst in der tiefsten Dunkelheit: Sechs Lichtblicke aus Bayern
Einsam reist der Deutsche durch die Nacht. Wie trüb sie ist, wie schwarz. Wie düster und drohend der Wald. Wie kalt ihm ist, zwei Grad mehr, zwei Grad weniger, was macht das schon, so kalt, so kalt. Regen, unendlicher Regen, dicht und fest. Eis dann und Schnee und diese Finsternis! Man sieht die Hand vor Augen nicht, kein Stern, kein Mond. Nur dieses Schwarz, in dem die Wölfe hausen. Die Luchse. Die Bären, na ja, die Waschbären. Wüste Waschbären mit funkelnden Augen, mit spitzen Zähnen und gigantischen Waschbärschwänzen. Sie alle lauern in der Nacht, der deutschen Nacht. Dazu der Russe! Der Türke! Mit dem Krummdolch, mit dem Minarett in der Hand sticht er zu, da hilft kein Bitten und kein Flehen.
Einsam wird es dem Deutschen. Es schwindelt ihn, er friert bis ins Herz hinein. Aber rasend geht es weiter, rasend geht die Fahrt durch die Nacht, diese tiefe deutsche Nacht. Schwärze, die nicht enden will. Angst. Nebel. Angst und Nebel. Die deutsche Depression. Die dunklen Gedanken, die bösen Träume. Das Brüllen und Toben, die hämmernde Stille. Das Sein und die Zeit, der Schatz im Silbersee. Das kommt, das machen diese endlosen schwarzen Winternächte, diese Teufelsnächte, diese dumpfen, frostheißen Höllennächte.
Man spürt es in jenen Stunden: Die Erde ist verloren. Einsam fliegt sie durch das All, trostlos in der Tiefe des Universums, ohne Hoffnung, ohne Sinn. Ohne Gott. Ohne Peter Hahne. Alles verschwimmt in diesen Winternächten, diesem Schwarz: der Himmel, die Erde, der Wald, das Meer. Hat man noch festen Boden unter den Füßen, oder rast man schon hinein ins Verderben? Ist da noch wer? Hört uns noch jemand? Schrecken. Grauen. Ende.
Aber nein, aber so höre doch. Hör und schaue doch! Und plötzlich hört es der Deutsche und sieht es. Ein Glöckchen. Ein Lichtlein. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann immer mehr kleine Lichtlein leuchten durch die Nacht. Leuchten in langen Girlanden, in langen Versen, ja man kann sie lesen: Tannenbaum, sagen sie, Weihnachtsbaum!
Weihnachtsbaum. Der Deutsche spricht das Wort, und die Welt steht still. Und vorbei ist die rasende Fahrt und die kalte Nacht. Verschwunden sind Russe und Waschbär, und der Deutsche starrt hinaus, sein Blick wird weich und milde, er atmet auf, er staunt, er weint. Lichter, die einen Weihnachtsbaum ergeben. Das Spiel der Zweige, das leise Schwanken des Stamms, das Seufzen der Nadeln, das traute Nicken der Krone.
Hohe Tannen. Stolze Fichten. Dicke Eiben. Ein Obstbaum ist offensichtlich auch dabei; tritt nur hinzu! Weiße und goldene, selbst grüne Lichter: Wie sie die liebe Form umspielen. Wie sie tanzen, wie sie locken! Wie sie von uralten Zeiten erzählen, von der Kindheit, von der Mutter, dem Vater, von Großvater und Großmutter, von Urgroßvater und Urgroßmutter und Ururgroßvater und Ururgroßmutter, na, und so weiter. Von ihren stillen Stuben, vom Glück der heiligen Nacht.
Der Deutsche hält ganz still. Fern ist ihm alles Dunkle nun, fern alles Fremde. Die Glöckchen werden zu Glocken. Sie läuten, sie jauchzen. So soll es sein. So fein hat Jens Heilmann das alles fotografiert, ein Fotokünstler aus Bayern, geboren 1966 im heiligen Köln.
Vorgartentand, Wurstbudenzauber, Vereinsheimflitter. Gewiss, gewiss. Aber so, ganz rein, nur das Licht und die Nacht, bezaubert es doch. Der Deutsche hält inne, der Deutsche kehrt ein. Der Deutsche ist da, und wäre es mitten im Wald oder im Gebirge oder in der Wüste oder auf dem Meer. Und wüsst er nicht mehr, wer er wär, Mann oder Frau, Kind oder Greis, Mensch oder Tier – eins wüsst er doch: Er ist zu Haus.